Das Haus mit den Schmetterlingsflügeln

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Farfalla

Es heisst Solar Butterfly. Denn es sieht wie ein grosser Schmetterling aus, der sich von den Sonnenstrahlen ernährt. In Wirklichkeit ist es ein mobiles autarkes Haus, das mit Sonnenenergie betrieben wird und auf der Tour, die der Schweizer Aktivist Louis Palmer für den Besuch von 90 Ländern der Erde plant, als Botschafter für eine nachhaltige Lebensweise fungieren wird. Auf der Tour werden über 1'000 grüne Lösungen und Projekte veranschaulicht, um zum Umstieg auf eine nachhaltigere Lebensweise anzuregen.

Die Idee zum Solar Butterfly entspringt einer Analogie zu unserem derzeitigen Zustand, erklärt Palmer:
«Ein Schmetterling beginnt sein Leben als Raupe. Ein eher hässliches Tier. Das sind wir, unsere Gesellschaft: Wir konsumieren alles, was es auf der Erde gibt, wie Erdöl, Kohle und Gas. Aber die Raupe schafft das Undenkbare, sie kann sich in etwas Schönes verwandeln, das vom Boden unabhängig wird. Was die Raupe kann, können wir Menschen auch.»

Bis zu 300 km Reichweite für 6 Personen

Das Solar Butterfly steckt noch in der Bauphase und wird zu Beginn der Tour, voraussichtlich im Mai 2022 fertig sein. Es wurde von der Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst Luzern entwickelt. Es ist zehn Meter lang, 2,15 Meter breit und 2,85 m hoch und bietet Platz für 6 Personen.

Für seinen Bau wurden Materialien verwendet, die das Ergebnis technologischer Forschungen sind. Zum Beispiel besteht die Struktur der Flügel aus Plastikabfällen, die im Meer gesammelt und aufbereitet wurden. Die Öffnung der Flügel am Dach erlaubt den Erhalt einer Fläche von 120 Quadratmetern Solarpaneelen und eine Effizienz der Zellen von 24 %. So ist das Solar Butterfly in der Lage, bis zu 170 kWh Sonnenenergie zu erzeugen und eine Reichweite von bis zu 300 km pro Tag zu garantieren.

Freiwillige Weltenbummler gesucht

Palmer wird auf seiner Tour um die Welt nicht alleine sein. «Wir suchen Personen, die sich unserer Tour durch die Schweiz, Europa oder die verschiedenen Kontinente anschliessen möchten. Wer mindestens 4 Wochen Zeit für eine Teilnahme hat, möge es uns bitte wissen lassen. Ich werde die Tour durch die Schweiz und einen Teil Europas begleiten. Dann überlasse ich die Reise motivierten Personen, die ein unvergessliches Erlebnis suchen. Es gibt da draussen viele Menschen, die mutig, qualifiziert und höchst motiviert sind.» Die Adresse für die Anmeldung lautet: solarbutterfly.org/crew/

Die Etappen

Das Programm sieht zwischen 23. Mai und 13. Juni 2022 eine Tour durch die 26 Kantone der Schweiz vor, dann geht es bis zum 12. Oktober weiter durch 34 europäische Nationen.

2023 setzt das Solar Butterfly nach Nord- und Südamerika über, 2024 geht es nach Australien und Asien und 2025 wird es durch Afrika touren, um seine Tour in Paris anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Klimakonferenz, die in der französischen Hauptstadt stattgefunden hat, abzuschliessen.

Das Abenteuer vor 15 Jahren

Für Palmer sind solche Initiativen kein Neuland. Er war der erste Mensch, der vor 15 Jahren mit einem mit Sonnenenergie betriebenen Fahrzeug um die Welt gefahren ist. Im Juli 2007 war Palmer von Luzern an Bord eines Solar-Taxis gestartet, hatte vier Kontinente durchquert und eine Strecke von über 52'000 Kilometern zurückgelegt. Die Reise war im Dezember 2008 in Posen, der polnischen Stadt, die damals Gastgeber für die 14. UNO-Klimakonferenz war, zu Ende gegangen.

Keine Ausnahme

Das Solar Butterfly ist nicht das einzige Beispiel für ein mobiles Haus, das mit Sonnenenergie gespeist wird. Im Oktober 2021 ist die Europa-Tour des elektrischen Campers Stella Vita zu Ende gegangen, der von einem Team aus 22 Studenten der Universität für Technologie in Eindhoven in den Niederlanden entwickelt worden war. Ausgehend von der niederländischen Stadt gelangten sie nach Tarifa, Spanien, nachdem sie 3'000 km ohne Tanken gefahren waren. Die gesamte Energie wurde von den Photovoltaik-Paneelen auf dem 8,8 Quadratmeter grossen Dach (dessen Fläche sich beim Parken verdoppelt) erzeugt.

Die Entscheidung für Lebens- und Transportlösungen im Zeichen der Nachhaltigkeit findet also entsprechende technologische Lösungen und das Interesse der öffentlichen Meinung steigt auch dank solcher Initiativen stetig an.